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2024 - Sinkende Zinsen allerorts
Nach einer Phase mit massiven Erhöhungen der Leitzinsen wendete sich 2024 das Blatt. Alle
großen Notenbanken starteten mit Zinssenkungen oder führten den bereits eingeleiteten
Trend fort. Die Europäische Zentralbank senkte den Ausleihungssatz für Banken von 4,5 % zu
Jahresbeginn 2024 auf 3,15 %. Der Einlagezinssatz für Banken bei der EZB sank von 4 %
auf3 %. Die unterschiedlichen Differenzen der Zinssenkungen erklären sich durch eine
geänderte Vorgangsweise der EZB im September. Die bis zu diesem Zeitpunkt geltende
Differenz zwischen Ausleihungs- und Einlagezinssatz von 0,5 % wurde auf 0,15 % -
ausgehend vom Einlagezinssatz abgeändert. Dies verbilligte die Ausleihungszinssätze
etwas mehr als die Veranlagungszinssätze. Die EZB folgte mit ihren Senkungen dem Pfad der
sinkenden Inflationsraten in der Eurozone. Das Ziel der EZB langfristig Inflationszahlen, um
die 2 % zu erreichen - wurde mit diesen Maßnahmen unterstützt.
Eher ungewöhnlich war die Entwicklung der US-Notenbank FED. War sie früher mit ihren
Maßnahmen regelmäßig vor der EZB im Zeitablauf wandelte sich dieses Bild 2024. Die FED
senkte erst im September erstmals die Zinsen. Bis zum Jahreswechsel wiederholte sich dieser
Vorgang noch weitere zwei Mal. Damit lagen die Zinsen Ende 2024 in einer Bandbreite von
4,25 % bis 4,50 % nach 5,25 % bis 5,5 % zu Jahresbeginn. Mit ihren etwas vorsichtigeren
Zinsschritten machte die FED auch klar, dass sie auf die gute US-Konjunktur und die doch
etwas höheren Inflationszahlen nur moderat reagieren würde.
Etwas anders stellte sich die Situation in unseren Nachbarländern Tschechien und Ungarn
dar. In beiden Staaten setzten die Notenbanken ihre bereits 2023 eingeleiteten Zinssenkungen
fort. Die Czech National Bank - CNB senkte den Leitzins von 6,75 % zu Jahresbeginn auf 4 %
im November 2024. Ähnlich die Magyar Nemzeti Bank (MNB): Sie verringerte den
richtungsweisenden Leitzinssatz von 10,75 % auf 6,5 % im September des Vorjahres. Beide
Notenbanken reagierten auch hier auf die rückläufigen Inflationszahlen.
Kapitalmärkte Normalisierung der Zinskurve im Gange
Die geopolitischen Krisenherde wie der Ukrainekrieg oder die Situation im Nahen Osten waren
nur zum Teil an den Kapital- und Aktienmärkten spürbar. Im Fokus standen neben diesen
Themen die allerorts sinkenden Zinsen. Im letzten Quartal des Jahres zeigte sich, dass
Investoren bei längerfristigen Anleihen verstärkt auch die Problematik steigender Schulden
der einzelnen Staaten in ihre Renditeüberlegungen aufnahmen. So stiegen die Renditen der
US-Staatsanleihen im vierten Quartal deutlich an. Deutschland und Österreich konnten sich
von diesem Trend nur teilweise abkoppeln. Auch hier wurden im Vergleich zu früher höhere
Bonitätsaufschläge bezahlt.
Die kurzfristigen Zinssätze im Euroraum (3 Monats Euribor) sanken von 3,90 % auf ca. 2,7 %
zu Jahresende. Im Vergleich dazu ermäßigte sich der Swap Zinssatz für Laufzeiten von 10
Jahren von 2,44 % auf 2,34 %. Es ist aber durchaus erwähnenswert, dass dieser Zinssatz im
Jahresverlauf einen Höchstwert von knapp 2,90 % und einen Tiefstwert von etwas unter 2,10
% verzeichnete. In Summe verringerte sich die inverse Zinsstrukturkurve 2024 deutlich. Die
Differenz zwischen 3 Monats Euribor und 10 Jahres Swap Zinssatz veränderte sich von 1,45